Am anderen Ende der Welt sieht die Welt
nicht besser aus, aber anders.
Vor gut vierhundert Jahren hat die westliche Welt
Ozeanien entdeckt, erobert und
verändert. Die frühen Entdecker und Wissenschaftler gliederten
den ozeanischen Raum, der nahezu ein Drittel unserer Erdoberfläche
ausmacht, in die Bereiche Melanesien,
Mikronesien, Polynesien und Australien.
Melanesien,
die "schwarzen Inseln" (so genannt nach der dunkelhäutigen
Bevölkerung in diesem Gebiet) umfasst den inneren Inselbogen
von Neuguinea bis Neukaledonien, mit Ausnahme Neuseelands.
Mikronesien,
die "Klein-Inselwelt", besteht aus den überwiegend
kleinen Eilanden nördlich von Melanesien, von den Palau-Inseln
bis zum Gilbert-Archipel.
Polynesien,
die "Viel-Inselwelt", schließt die Inseln innerhalb
des großen Dreiecks Hawaii, Neuseeland und die Osterinsel
ein.

Abb.: Karte Ozeanien
Die Faszination zuerst
der Europäer, später der Nordamerikaner rührt nicht
nur von der paradiesischen Inselwelt, der Weite der Landschaft,
der Begegnung mit faszinierenden menschlichen Kulturen her, sondern
hatte auch handfeste wirtschaftliche und militär-strategische
Gründe. Diese Dualität kennzeichnet auch das heutige Interesse
von Europa und den USA am 5. Kontinent und den pazifischen Inseln
und trifft dort auf den grundlegenden Konflikt der Kulturen, der
Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme. Wobei die ursprüngliche
Kultur der ozeanischen Völker zwar besiegt, aber noch nicht
vollständig untergegangen ist.
Am Beginn des 21. Jahrhunderts hat sich der
Konflikt zwischen den Kulturen erneut ideologisiert und weltweit
verschärft. Die Begegnung des Eigenen mit dem Fremden und Anderen
wird vor allem durch Kultur und den kulturellen Austausches ermöglicht
und vorbereitet. Kultur fragt nach Ideen, nach Traditionen und Visionen.
Hier liegt der Ausgangspunkt des Kulturprojekts "OZEANIEN
- Kult und Visionen". Die Völker Ozeaniens haben
eine besondere und bemerkenswerte Beziehung zu Leben und Reichtümern,
zu Land und Boden. Sie fühlen sich nicht als deren Besitzer,
sondern als Behüter und verleihen dieser Lebenshaltung in Kult,
Ritus und Kunst bis heute Ausdruck. Dieses archaische Denken entspricht
einer modernen europäischen Philosophie, Ästhetik und
Ethik, die aus allen Globalisierungs- und Identifikationsstrategien
die verantwortungsbewusste Position ableiten "meinen
Ort mit allen anderen Orten auf der Welt zu verbinden"
("Edouard Glissant).
"OZEANIEN
- Kult und Visionen" ist
der 2. Teil einer vierteiligen Zyklusreihe in Ostwestfalen.
"AFRIKA - Kult und Visionen"
wurde 1999 durchgeführt und fand ein großes Publikuminteresse
und eine sehr gute Medienresonanz. Altamerika und Indonesien werden
in den nächsten Jahren folgen. "Ozeanien
- Kult und Visionen" zeigt die alte, traditionelle Kunst
der Südsee, behandelt in zeitgenössischer Kunst, Musik
und Literatur, durch Ausstellungen, Konzerte, Vorträge und
Symposien die wechselseitige Beeinflussung, Abgrenzung und Eigenständigkeit
der Positionen und fragt nach den Beziehungen der Kulturen in Ozeanien
und zwischen Ozeanien und Europa.
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